Wandern auf Sizilien: Die berühmtesten Wanderwege

 

Wandern auf Sizilien: Die berühmtesten Wanderwege zwischen Vulkanen, Küste und Geschichte

Sizilien – die größte Insel im Mittelmeer, über 25.000 Quadratkilometer, Heimat von rund 5 Millionen Menschen. Viele denken zuerst an Strände, Mafia-Klischees oder barocke Städte wie Noto und Catania. Aber: Wandern. Genau das macht Sizilien zu einem ziemlich unterschätzten Ziel. Berge, Schluchten, Lavafelder, Meerblicke, Olivenhaine – alles in einem Tagesmarsch.

Die Landschaft ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch geschichtlich aufgeladen. Griechische Tempel liegen neben arabischen Bewässerungssystemen, alte Schäferpfade führen durch Wälder aus Korkeichen. Und dann dieser Vulkan. Der Ätna, mit rund 3.357 Metern (je nach Ausbruch schwankt die Höhe), dominiert das Bild und das Klima.

Wer wandern will, hat auf Sizilien also die Qual der Wahl. Im Folgenden: die bekanntesten Routen, die Highlights, Zahlen, praktische Hinweise. Und ja, auch ein paar persönliche Einschübe – weil es sonst zu trocken wird.


1. Der Ätna – Wandern am aktivsten Vulkan Europas

Der Ätna ist nicht nur der höchste Berg Siziliens, sondern auch einer der aktivsten Vulkane der Welt. Im Schnitt gibt es alle paar Jahre größere Ausbrüche, kleine Rauch- oder Aschewolken fast ständig.

Die bekanntesten Routen:

  • Von Rifugio Sapienza (1.900 m) zu den Kratern:
    Das ist die klassische Tour. Man fährt mit der Seilbahn bis ca. 2.500 m, dann geht es weiter mit Geländebussen oder zu Fuß. Von dort sind es etwa 2 Stunden bis an die Gipfelregion, allerdings nur mit Guide erlaubt.
    Distanz: ca. 8–10 km, Höhenmeter: 1.000. Anspruch: mittel bis hoch (viele Geröllfelder, Wind, Schwefeldämpfe).

  • Nordseite, Piano Provenzana:
    Weniger touristisch als die Südseite. Hier wandert man durch erkaltete Lavafelder, die an Mondlandschaften erinnern.

Ein Tipp: Auch wenn Sommerferienzeit ist – oben auf 3.000 m sind es schnell mal nur 5 Grad, plus Wind. Also: Jacke mitnehmen.


2. Alcantara-Schlucht – Basalt und eiskaltes Wasser

Die Alcantara-Schlucht im Nordosten ist kein langer Trekking-Trail, sondern ein eher kürzeres Naturerlebnis. Aber spektakulär. Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen aussehen. Entstanden durch alte Lava, die im Flussbett abkühlte.

Man kann auf einem Rundweg oberhalb der Schlucht wandern (ca. 4 km), oder in den Sommermonaten direkt ins eiskalte Wasser steigen. Die Temperatur? Im Hochsommer oft nur 8 bis 10 Grad. Wer barfuß reinläuft, merkt: Keine zehn Sekunden, und die Beine fühlen sich wie eingefroren an.


3. Nebrodi-Gebirge – das „grüne Herz“ Siziliens

Sizilien ist nicht nur trocken. Im Nebrodi-Gebirge, nördlich des Ätna, gibt es riesige Wälder, Wildschweine, Bäche.

  • Sentiero dei Nebrodi:
    Ein Weitwanderweg, über 70 km lang, der verschiedene Naturparks verbindet.

  • Monte Soro (1.847 m):
    Der höchste Gipfel der Nebrodi. Von dort Blick bis zu den Liparischen Inseln.

Charakter: weniger spektakulär als der Ätna, aber ruhiger, einsamer. Wer mit Zelt oder Biwak unterwegs sein will, findet hier die passenden Etappen.


4. Madonie-Gebirge – Hochgebirgscharakter auf einer Mittelmeerinsel

Das Madonie-Gebirge liegt etwa 70 km östlich von Palermo. Gipfel bis knapp 2.000 m.

  • Pizzo Carbonara (1.979 m):
    Der zweithöchste Berg Siziliens. Aufstieg ca. 4–5 Stunden, 800 Höhenmeter.

  • Landschaft: Karstplateaus, Schluchten, Kiefernwälder.

Was mich dort überrascht hat: Im Winter liegt hier wirklich Schnee. Skigebiete gibt es zwar nur kleine, aber die Kontraste sind absurd – während unten am Meer Orangen blühen, stapft man oben durch Schneefelder.


5. Riserva Naturale dello Zingaro – Wandern an der Küste

Ein Klassiker, aber völlig anders als die Gebirge: Das Zingaro-Naturschutzgebiet an der Nordwestküste, zwischen Scopello und San Vito Lo Capo.

  • Länge: 7 km Küstenpfad (einfach). Man läuft in 2–3 Stunden von einem Ende zum anderen.

  • Besonderheit: kleine Buchten mit glasklarem Wasser, perfekt für Pausen.

  • Vegetation: Zwergpalmen, Thymian, Oleander.

Hier geht es weniger um sportliche Herausforderung, mehr ums Genießen. Wer früh losläuft, hat das Meer fast für sich.


6. Stromboli – Nachtwanderung zu den Feuerfontänen

Eine der berühmtesten Wanderungen ganz Italiens. Der Stromboli ist ein aktiver Vulkan, 926 m hoch, eine der Liparischen Inseln nördlich von Sizilien.

  • Tour: Start gegen 18 Uhr, Aufstieg rund 3 Stunden, dann oben warten, bis die Dunkelheit fällt.

  • Höhepunkt: alle 15–20 Minuten schleudert der Vulkan Lava in die Luft. Rotglühend, spektakulär.

  • Nur mit Guide erlaubt. Sicherheit geht vor, der Vulkan ist unberechenbar.

Wer nicht ganz hoch will: Es gibt auch eine Plattform auf halber Höhe mit Blick auf die Eruptionen.


7. Vendicari-Naturreservat – Wandern und Flamingos

Ganz im Südosten, nahe Noto. Ein Flachland-Naturreservat, eher Spaziergang als alpine Wanderung, aber voller Kontraste.

  • Salinen, Lagunen, Dünen.

  • Im Winter: Flamingos, Reiher, Kormorane.

  • Länge: Rundwege zwischen 5 und 10 km.

Die Küstenlinie ist geprägt von verlassenen Thunfischfabriken, alten Türmen, Stränden wie der „Spiaggia di Calamosche“. Ein Mix aus Natur und Geschichte.


8. Cava Grande del Cassibile – die große Schlucht

Eine der tiefsten Schluchten Siziliens, südlich von Syrakus.

  • Einstieg: Belvedere am Rand der Schlucht. Von dort geht es 300–400 Höhenmeter steil hinunter.

  • Unten: natürliche Pools im Fluss Cassibile, im Sommer ideal zum Baden.

  • Aufstieg zurück: schweißtreibend. Keine 5 km Strecke, aber in der Sonne spürt man jeden Meter.

Wer Höhenangst hat, muss etwas aufpassen. Der Weg ist teils felsig, ohne Geländer.


Praktische Tipps für Wanderer auf Sizilien

  • Beste Jahreszeiten: Frühling (April–Juni) und Herbst (September–Oktober). Im Hochsommer ist es oft zu heiß, besonders in den Bergen oder Schluchten.

  • Ausrüstung: Gute Schuhe, Sonnenhut, Wasser. Klingt banal, aber schon im Mai können Temperaturen über 30 Grad erreicht werden.

  • Anreise: Viele Startpunkte erreicht man nur mit Mietwagen. Öffentliche Busse fahren selten in entlegene Gebiete.

  • Gefahren: Sonne, plötzliches Wetter am Ätna, lockeres Geröll, Schlangen (ungiftig, aber überraschend).


Persönliche Einschübe

Einmal bin ich im Zingaro morgens um sieben los, allein auf dem Pfad. Nach 20 Minuten – absolute Stille, nur Zikaden. Dann biegt ein alter Fischer um die Ecke, mit einer Plastiktüte voll Sardinen. Er nickt, kein Wort. Solche Momente bleiben hängen.

Oder: Aufstieg zum Stromboli. Die letzten Meter sind wie eine staubige Mondlandschaft. Dann setzt man sich auf den Boden, wartet, plötzlich knallt es – Lavafontäne, Funkenregen. Der Geruch von Schwefel in der Nase. Gänsehaut.


FAQ – Wandern in Sizilien

Brauche ich einen Guide?
Nur bei Touren auf den Ätna über 2.800 m und auf den Stromboli. Sonst nicht.

Sind die Wege ausgeschildert?
Unterschiedlich. In Nationalparks ja, oft mit rot-weißen Markierungen. In abgelegenen Gebieten eher schlecht. Offline-Karten sind ratsam.

Wie gefährlich ist der Ätna?
Die normalen Wanderrouten gelten als sicher. Bei erhöhter Aktivität werden Gipfeltouren gesperrt. Immer Infos vor Ort einholen.

Kann man auch mit Kindern wandern?
Ja, vor allem Zingaro, Vendicari und Alcantara eignen sich. Für Ätna oder Stromboli sollte man Kinder an Hitze, Höhe und Geröll gewöhnen.


Labels

Wandern Sizilien, Ätna wandern, Stromboli Vulkan, Zingaro Naturreservat, Madonie Gebirge, Nebrodi Wandern, Alcantara Schlucht, Cava Grande Cassibile, Vendicari Wanderung, Liparische Inseln Trekking

Meta-Beschreibung

Die schönsten Wanderungen auf Sizilien: Ätna, Stromboli, Zingaro, Madonie, Nebrodi, Cava Grande und mehr. Infos zu Routen, Distanzen, Jahreszeiten, Tipps und Highlights für Wanderer.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Franco in Sizilien - Das Finale: Kulinarische Überraschungen vor der Abreise

Mit der Fähre von Sizilien nach Genua: Komfortabel durchs Mittelmeer

Modica – die Stadt in der Schlucht