Der malerische Leuchtturm auf der Insel Ustica
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Der malerische Leuchtturm auf der Insel Ustica
Der Leuchtturm von Ustica, offiziell "Faro di Punta Gavazzi" genannt, ist eines dieser Bauwerke, die man auf einer kleinen Mittelmeerinsel fast automatisch erwartet. Und doch – wenn man davorsteht, wirkt er gar nicht so selbstverständlich. Mehr wie ein stiller Wächter, der seit mehr als 150 Jahren gegen Wind und Wellen ankämpft. Schauen wir uns das genauer an.
Lage
Der Leuchtturm steht auf der Nordseite der Insel Ustica, am Punta Gavazzi. Ustica selbst liegt etwa 60 Kilometer nördlich von Palermo, mitten im Tyrrhenischen Meer. Die Insel ist winzig: rund 8,65 Quadratkilometer Fläche, vulkanischen Ursprungs, schwarzgraue Lavafelsen überall. Wer hin will, kommt mit der Fähre oder dem Tragflächenboot von Sizilien. Das dauert zwischen 1 und 2,5 Stunden, je nach Verbindung.
Der Standort des Leuchtturms ist bewusst gewählt. Von hier aus reicht der Blick weit hinaus aufs offene Meer. Genau das war nötig, denn Ustica liegt auf alten Handelsrouten zwischen Neapel, Sizilien und Nordafrika.
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| Foto von Manfredi Taglialavoro |
Bau und Architektur
Der Faro di Punta Gavazzi wurde 1840 in Betrieb genommen. Bauzeit: mehrere Jahre. Errichtet von der Regia Marina, also der damaligen italienischen Marine. Das Material ist typisch für die Insel: dunkler Basaltstein, kombiniert mit hellem Putz. Der Turm selbst ist quadratisch, kein runder Zylinder wie bei vielen anderen Leuchttürmen. Höhe: knapp 25 Meter. Mit dem Felsplateau darunter kommt man auf eine Gesamthöhe von etwa 50 Metern über dem Meeresspiegel.
Oben thront die Laterne – ein Glasaufsatz mit Metallgerüst. Früher brannte darin Öl, später Gas. Heute, klar, läuft alles elektrisch und automatisiert. Die Reichweite des Lichts: ca. 25 Seemeilen, also rund 46 Kilometer. Das reicht locker, um Schiffe rechtzeitig zu warnen.
Technik
Aktuell sendet der Leuchtturm weiße Lichtblitze im Rhythmus von alle 10 Sekunden. In den internationalen Seekarten ist er unter der Kennung Fl(1) W 10s verzeichnet. Früher war das die Aufgabe des Leuchtturmwärters – Feuer hüten, Glas putzen, Dochte wechseln. Heute steuert die italienische Küstenwache die Anlage per Fernwartung. Energieversorgung: Solarzellen kombiniert mit Batterien als Speicher. Praktisch, weil die Insel zwar Strom hat, aber abgelegene Punkte wie Punta Gavazzi nicht immer zuverlässig angeschlossen sind.
Geschichte und Bedeutung
1840 – das war eine Zeit, in der Dampfschiffe langsam Segelschiffe verdrängten. Die Seewege wurden dichter befahren, auch von Militär. Ustica war nicht nur irgendein Punkt auf der Karte. Die Insel galt als strategischer Stützpunkt, später auch als Gefängnisinsel. Der Leuchtturm spielte also nicht nur eine maritime, sondern auch eine politische Rolle: Kontrolle und Sicherheit.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Insel mehrfach Bombenschäden. Der Leuchtturm wurde dabei getroffen, aber nur teilweise zerstört. Nach 1945 erfolgte eine Restaurierung, später auch eine Modernisierung der Lichtanlage. Heute gehört er zum Netz der Marina Militare, die rund 150 Leuchttürme in Italien betreibt.
Natur und Umgebung
Steht man am Faro di Punta Gavazzi, hört man eigentlich nur Wind und Wellen. Keine große Infrastruktur, keine Cafés, kein Schnickschnack. Stattdessen Lavagestein, Macchia, ein paar Eidechsen. Im Frühling blühen wilde Kräuter, im Sommer brennt die Sonne gnadenlos. Von hier aus starten Taucher oft ihre Touren ins Meeresschutzgebiet rund um Ustica. Sichtweiten unter Wasser: bis zu 30 Meter. Man begegnet Barrakudas, Zackenbarschen und Schwärmen von bunten Fischen.
Das Gebiet ist Teil des Area Marina Protetta Isola di Ustica, eines der ältesten Meeresschutzgebiete Italiens (gegründet 1986). Der Leuchtturm ist also nicht nur ein technisches Bauwerk, sondern auch ein Orientierungspunkt für Naturfreunde.
Besuch und Zugang
Jetzt mal ehrlich: Einfach so reingehen kann man nicht. Der Leuchtturm ist militärisches Sperrgebiet, wie viele in Italien. Aber man kann problemlos bis fast davor laufen. Ein Wanderweg führt entlang der Küste. Tipp: Frühmorgens oder am späten Nachmittag losziehen – das Licht ist dann fantastisch, und die Hitze erträglicher.
Von der Hauptsiedlung der Insel, dem Dorf Ustica, sind es rund 3 Kilometer. Mit dem Fahrrad oder Roller geht das fix. Zu Fuß dauert es etwa 40 Minuten. Wasser mitnehmen nicht vergessen, Schatten gibt’s kaum.
Persönliche Note
Als ich das erste Mal vor dem Leuchtturm stand, wirkte er erstaunlich schlicht. Kein romantischer Zuckerbäckerstil, kein rot-weißer Anstrich wie in Bilderbüchern. Einfach ein massiver Steinbau. Vielleicht gerade deshalb so eindrucksvoll. Man merkt: Der wurde nicht gebaut, um hübsch auszusehen, sondern um Schiffe zu retten.
Eckdaten im Überblick
Name: Faro di Punta Gavazzi
Ort: Insel Ustica, Nordküste, Punta Gavazzi
Baujahr: 1840
Höhe: 25 m (Turm), 50 m über Meeresspiegel
Material: Basaltstein, Putz
Licht: weiß, Blitze alle 10 Sekunden
Reichweite: 25 sm (ca. 46 km)
Betrieb: automatisiert, von der Marina Militare
Zugang: außen zugänglich, innen gesperrt
Warum lohnt sich ein Besuch?
Nicht wegen des Gebäudes allein, sondern wegen der Atmosphäre. Man steht hier an einem Ende der Welt – zumindest fühlt es sich so an. Hinter einem das kleine Dorf, vor einem das weite Meer. Dazu die Geschichte, die Technik, die Natur. Ein Mix, den man selten findet.
FAQ
Kann man den Leuchtturm von innen besichtigen?
Nein, er ist militärisches Sperrgebiet. Zugang nur bis vor das Gelände.
Wie kommt man zum Leuchtturm?
Zu Fuß, per Fahrrad oder Roller vom Dorf Ustica aus, etwa 3 km.
Wann ist die beste Besuchszeit?
Frühling und Herbst – angenehme Temperaturen, klare Sicht. Sommer ist sehr heiß.
Gibt es Parkmöglichkeiten in der Nähe?
Nein, Fahrzeuge lässt man besser im Dorf.
Wie lange dauert der Weg?
Zu Fuß etwa 40 Minuten, mit dem Fahrrad unter 15 Minuten.
Labels:
Ustica, Leuchtturm, Punta Gavazzi, Italien, Sizilien, Tyrrhenisches Meer, Faro di Punta Gavazzi, Reise, Architektur, Geschichte, Natur, Meeresschutzgebiet
Meta-Beschreibung:
Der Leuchtturm von Ustica, Faro di Punta Gavazzi, prägt seit 1840 die Nordküste der kleinen Vulkaninsel. Steckbrief mit Geschichte, Technik, Besuchstipps und Fakten rund um das Wahrzeichen im Tyrrhenischen Meer.
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