Cava Grande del Cassibile – die große Schlucht Siziliens

  Cava Grande del Cassibile – die große Schlucht Siziliens Cava Grande del Cassibile klingt nach einem Ort, den man erst mal auf der Landkarte suchen muss. Und das sollte man auch. Denn diese riesige Kalksteinschlucht im Südosten Siziliens gehört zu den Landschaften, die man nicht einfach „mal eben“ mitnimmt – sie fordert einen ein bisschen. Aber genau das macht den Reiz aus. Ein Tal wie aus der Zeit gefallen Die Cava Grande zieht sich über rund zehn Kilometer durch das Gebirge zwischen Avola und Cassibile. Tief eingeschnitten, bis zu 250 Meter. Unten fließt der Fluss Cassibile, der sich über Jahrtausende seinen Weg durch den Fels gefräst hat. Entstanden ist eine Landschaft aus steilen Wänden, Höhlen, kleinen Wasserfällen und türkisfarbenen Naturpools, die fast surreal wirken, wenn man sie zum ersten Mal sieht. Der obere Teil ist trocken, heiß, felsig. Unten dagegen: kühl, feucht, grün. Farn, Oleander, Feigenbäume. Es ist, als würde man zwei Welten durchwandern – von der sizil...

Meine unerwarteten Begegnungen letzten sommer mit der griechisch-römischen Geschichte in Syrakus

Während meines letzten Sizilien-Aufenthalts offenbarte sich mir in Syrakus eine unerwartete Zeitreise durch drei Jahrtausende Mittelmeergeschichte.
Mir war schon klar, dass vor Jahrhunderten hier Griechenland eine große Rolle gespielt hatte, genauso wie in Basilikata oder Apulien, aber dass alles doch noch so präsent ist, war wundervoll. Besonders die Altstadtinsel Ortygia – die 
Keimzelle des antiken Syrakus – wurde zum Portal in eine Epoche, als diese Stadt die größte Metropole der griechischen Welt war.

Vom Hafenkai zum Apollontempel

Beim Spaziergang entlang der Marina erahnte ich, wie hier 734 v. Chr. korinthische Siedler landeten und die Sikuler vertrieben. Der 575 v. Chr. errichtete Apollontempel – Siziliens ältester griechischer Tempel – beeindruckte durch seine monumentalen Säulenbasen. Anhand der Informationstafeln rekonstruierte ich das ursprüngliche Erscheinungsbild: Ein 58 m langer Peripteros mit 6×17 Säulen, der die Macht der jungen Kolonie demonstrierte.

Archimedes' Erbe

Im Archäologischen Park Neapoli stieß ich auf das römische Amphitheater aus dem 3. Jh. n. Chr., dessen elliptische Form (140×119 m) für Gladiatorenkämpfe und nachgestellte Seeschlachten genutzt wurde. Doch die eigentliche Überraschung bot das Griechische Theater: Hier soll Archimedes mit Brennspiegeln römische Schiffe in Brand gesetzt haben. Modellnachbauten zeigten seine legendären Kriegsmaschinen – von Katapulten bis zu Kranen, die Schiffe aus dem Wasser hievten.

Historische StätteBesonderheitEpoche
Castello EurialoGrößte Befestigungsanlage der Antike4. Jh. v. Chr.
Katakomben San GiovanniGrößte christliche Grabanlagen nach Rom3.-6. Jh. n. Chr.
Ara di Ierone200 m langer Opferaltar3. Jh. v. Chr.



Die Wende 212 v. Chr.

Beim Besuch der Festung Euryalos visualisierte ich die entscheidende Schlacht: Nach zweijähriger Belagerung durchbrach Marcellus' Legion die Mauern während des Artemis-Fests. Die römische Eroberung markierte nicht nur das Ende sizilischer Autonomie, sondern auch den Tod Archimedes' – der Legende nach bei geometrischen Studien, als ihn ein Soldat erschlug.

Byzantinisches Erwachen

In der Kathedrale Santa Maria delle Colonne erkannte ich die Säulen des Athena-Tempels (5. Jh. v. Chr.), die in die christliche Kirche integriert wurden. Die Pandekten aus byzantinischer Zeit (6. Jh. n. Chr.) zeugen von der erneuten Blüte unter oströmischer Herrschaft.

Syrakus (Siracusa) ist voll mit Geschichte und Geschichten. 
Foto von Efrem Efre


Diese stadträumlichen Palimpseste – griechische Fundamente, römische Mosaike, normannische Fassaden – machen Syrakus zum lebendigen Geschichtsbuch. Was als Strandurlaub geplant war, wurde zur intensiven Begegnung mit den kulturellen Schichtungen des Mittelmeerraums, wo jede Epoche ihre Spuren im urbanen Gefüge hinterließ

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